Wie hat das angefangen und warum überhaupt Lost Places?

Es sollte eine ausgedehnte Fototour werden, das Ziel war Bouillon in Belgien, eine Festungsstadt an der Semois. Wir starteten früh am Morgen und erreichten unser Ziel bei strahlendem Sonnenschein an einem warmen Frühlingstag.
Wir schauten uns die pittoreske Altstadt an und die Zitadelle mit Greifvogelschau. Schlenderten am Fluss entlang, machten ein Piknik am Ufer und schauten den Kanus zu, die gemächlich an uns vorüber zogen. Auf dem Rückweg zurück in die Stadt liefen wir an den schönen Gärten der Villen vorbei, alle gepflegt mit kunstvoll geschnittenen Buchsbaumhecken. Doch ein Garten stach dabei heraus. Er war gar nicht gepflegt, undurchdringliches Dickicht und hohes Gras zeugten davon, dass hier schon lange niemand nach dem Rechten gesehen hat. Ein gusseisernes Tor stand offen und sog uns förmlich ein. Eh wir uns versahen, standen wir in mitten einer verlassenen belgischen Stadtvilla, unser erster Lostplace, den wir mit Kamera besuchten.

Das mehrstöckige Gebäude war schon ziemlich ramponiert aber die Delfter Fliesen in Küche und Flur, die schönen Armaturen im Bad und der marmorne Kamin im Salon zeugten vom einstigen Reichtum des Hauses. Wir verbrachten Stunden darin, schauten uns jeden Winkel an und fotografierten unsere ersten Urbex-Bilder. Es war wunderbar und wir waren uns schnell einig, wir brauchen mehr davon. So richtig ausgerüstet waren wir damals vor 15 Jahren nicht, wir hatten kein Stativ dabei und die Objektive waren nicht besonders lichtstark. Nach und nach optimierten wir unsere Ausrüstung und suchten bewusst nach ähnlichen Zielen.

Einige Jahre später waren Eckard und ich erneut in Bouillon. Unsere schöne Villa war nicht mehr da und musste einem Apartementhaus weichen.

Die Küche der Villa zierte ein antiker Herd

Bis heute haben Lost Places ihren Reiz für mich nicht verloren und ich habe die Leidenschaft auch ein wenig an meine Familie weiter gegeben. Ich habe es genossen, mit meiner Tochter eine Tour durch Luxemburg zu unternehmen und das Funkeln in ihren Augen zu sehen, als sie in einem verlassenen Bauernhaus ein altes Klavier fotografierte.
Leider schaffe ich zeitlich nur ein bis zwei Touren im Jahr aber diese sind dann auch immer ein besonderes Erlebnis.
Für immer im Gedächtnis bleiben werden mir dabei Château Noisy und der Kühlturm eines Kraftwerks, aber auch eine kleine Dorfkirche, die nach 30 Jahren Dornröschenschlaf für kurze Zeit geöffnet wurde.
Leider haben Lost Places in den letzten Jahren einen extrem großen Hype erlangt und es wird immer schwieriger welche zu finden, die noch nicht zerstört und beschmiert sind. So habe ich mich immer mehr auf die verlassenen Autos fokussiert sozusagen als meine fotografische Nische.

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